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Pergamon


(Off-off-Drama)

 

 

Personen:

ER

SIE

ES

 

 

das Leben

ER: Die Terrasse ist eine Mutante des Territoriums. Das Territorium ist eine Mutante des freien Windes. Der freie Wind ist eine Mutante des Körpers. Der Körper ist eine Mutante der Erde. Die Erde ist eine Mutante im System. Das System ist eine Mutante im Universum. Das Universum ist eine Mutante des Hyperuniversums. Das Hyperuniversum ist eine Mutante des Punktes. Der Punkt ist eine Mutante des Hyperzeichens. Das Hyperzeichen ist eine Mutante der unbewohnten Rache. Die unbewohnte Rache ist eine Mutante des einzigen Abstands. Schließen wir den einzigen Abstand, schlafen wir gut in ihm. Öffnen wir den einzigen Abstand, vermischen wir uns mit der großen organischen Verbindung. Schmücken wir die Fabrik, die den Seitensprung hervorgebracht hat. Sehen wir das, was niemand vorher gesehen hat. Werden wir endgültig.

SIE: Entschuldigen Sie, Sie führen Selbstgespräche.

ER: Verriegeln wir dieses überirdische Leben, das uns meidet, öffnen wir ein anderes. Rüsten wir uns für den BESUCH.

SIE: Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass Sie Selbstgespräche führen.

ER: Vergraben Sie etwas in mir oder graben Sie es aus?

SIE: Wissen Sie, das ist Pathologie und die Pathologie zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Nicht unbedingt der Wahnsinn, sondern seine luftigeren Varianten.

ER: Gehört die Stimme, mit der Sie mit mir reden, Ihnen?

SIE: Ich wollte Sie nur warnen, dass Sie Selbstgespräche führen. Aber wenn Ihnen das gefällt, bitte. Der Baum dort draußen mit den ungebundenen Armen, er weckt die schöne Frau in mir.

ER: Eine Welt und so viele Richtungen.

SIE: Sie führten Selbstgespräche, damit ich auf Sie aufmerksam werde?

ER: Haben sich kluge Frauen an meinen Tisch gesetzt?

SIE: Das Licht verlässt die Terrasse atheistisch.

ER: Ihre Zunge ist wie ein Kolben.

SIE: Weil ich eine Frau bin und das Wachsen des Sonnenuntergangs vom Wachstum eines Kindes unterscheiden kann. Gleich einer Schlange tun Sie mich entkleiden, die Regeln dabei unverwandt verletzend.

ER: Wir haben uns kennen gelernt, wir unterhalten uns, aber Sie wissen doch, was ich denke, nicht wahr?

SIE: Du suchst den Tunnel in mir, um den Ausgang zu finden? Ich habe keine Lust, mit dir zu schlafen.

ER: Seit fünf Minuten sind die Frauen also frigide geworden? Und wir sind zum "Du" übergegangen? Aus deinem Mund tritt Nebel aus.

SIE: Du schwingst deine Worte wie eine Angel.

ER: Ob uns die althergebrachte Läuterung wohl irgendwo erwartet?

SIE: Frage weiter. Ich werde dir antworten.

ER: Wo sind wir?

SIE: Oh, Papierrolle, in meinem Herzen zusammengerollt!

ER: Wo sind wir?

SIE: In deinen Augen schwimmen zwei Schleifen.

ER: Wo sind wir?

SIE: In Berlin. Auf einem kleinen Ausflugsdampfer. Wir passieren das Pergamon-Museum. Und trinken Bier.

ER: Dort gibt es mich nicht. Warum bist du in Berlin?

SIE: Weil es einen Kanal, einen Dampfer, das Pergamon und Bier gibt. Und Wind, der sich am Himmel tummelt.

ER: Und warum bin ich nicht dort?

SIE: Du möchtest zurückkehren? Gut, komm.

ER: Ich habe gewonnen!

ES tritt auf

SIE: flüsternd Hiiilfe…

ER: Ich habe die Wette gewonnen. Der Kolben hat sie verdrängt: "Gut, komm." Hole Geld aus der Tasche und bestelle. Ich gefalle mir nicht, wenn ich arm bin - wie in einem Schwarzweißfilm. Auch du solltest dir arm nicht gefallen. Bestelle, die Rechnung geht auf mich.

SIE: zu ES Ich blicke in den Himmel, der Himmel blickt noch stärker auf mich.

ES: zu SIE, schüttet das Geld aus Du bist keine verschwendete Werbung, keine abgemalte Landschaft, kein Klischee.

ER: zu SIE Du schreist nicht, du rufst nicht die Polizei? Du siehst mich an, du musterst ihn?

SIE: Ein Vogel irrt durch den Himmel.

ES: Mit einem Blick ertaste ich deine Seele.

SIE: Ich auch.

ER: Der Himmel hat es eilig.

ES: Der Himmel zerbröckelt.

SIE: Das sind die blutigen Strahlen des Sonnenuntergangs, weil der Mansch der letzten Biene und dem ersten Vogel noch kein Denkmal errichtet hat.

ER: Warum betrachtest du sie so? Wir müssen Acht geben, mein junger Freund, solange in deinem Mund noch keine vergifteten Worte lauern.

ES: zu ER Möglicherweise werden wir beide in unserer Lieblingsjahreszeit sterben, weil wir noch aus jenen Zeiten befreundet sind, da wir vor Lachen aufeinander zuschwankten.

ER: zu SIE Geh, finde deinen Platz, streck dich für uns drei aus.

ES: Lass sie in Ruhe, sie zieht in mir irgendeine Kurve. Sie ist in mich eingedrungen.

ER: zu SIE Berühre mich zuerst. Wer behauptet, die Hände seien blind?

ES: zu SIE Mach das Licht in meinem Herzen an. Es ist nicht schwarz. Nur verrußt.

SIE: Oh, wie soll ich mich von der Wüste verabschieden? ab

das Leben

ER: Es beginnt die Zersetzung, die Zähmung des Narziss in mir.

ES: Der Geruch der Bewegungen, der Geruch der Fluida, der Geruch der Energien, der Geruch ihrs Rockes…

ER: Weil du ein Jahr, ein Jahrhundert jünger bist. Ich fühle mich obdachlos, als Waise.

ES: Das hättest du ihr sagen müssen, es hätte sie beeindruckt.

ER: Ja, auf Frauen machen sinnlose Dinge Eindruck. Ich bin müde, ich habe keine Lust. Wer hat den Abend entfesselt? Lassen wir das Spiel, ob sich eine Blondine oder eine Brünette an unseren Tisch setzen wird. Wenn wir diese Farbe verändern könnten - seit wann hat sie niemand verändert. Mit Sicherheit seit 2000 Jahren. Auch die Welt ist zu faul, sich zu verändern.

ES: Und die Kriege? Die Kriege sind ein Versuch, etwas zu verändern.

ER: Modalitäten. Verschiebungen. Abenteuer. Die ungeklärte Substanz des Todes. Die In-Besitz-Nahme. Und nach dem Krieg die Ästhetisierung des Krieges. Mehr nicht, aber alles begleitet von sozialen Explosionen.

ES: Lass uns diese Welt verändern!

ER: Tun wir es, aber ich habe keine Lust. Mit gelingt es nur mit Mühe, mein Skelett zusammenzuhalten. Ich bin müde.

ES: Nur, wo ist sie?

ER: Wir werden sie finden. Regel Nummer eins: Wir reißen die Häuser der Reichen ein. Die der Armen werden von selbst einstürzen.

das Leben

ES: Sie wird zurückkommen.

ER: Jetzt entdeckt sie die Worte, mit denen sie zurückkehren wird. Sie schließt ihre Tiefen auf.

ES: Ich hebe ihr Röckchen hoch und schließe auf. Eine undeutlichere Tür kenne ich nicht. Der Mond oben ist eine Kugel oder ist die Kugel oben ihr Gesicht?

ER: Seitdem du sie gesehen hast, fluchst du schon eine ganze Ewigkeit nicht mehr.

ES: Sie wird kommen und sagen: "Entschuldigt, wie spät ist es?"

ER: In diesem Moment entfernt sie sich von sich, sie wird später kommen.

ES: Hörst du ihre Schritte nicht? Der Baum ist auf seinen Gipfel geklettert, bereit, sie wie ein Mann zu bespringen.

ER: Trotzdem hat sie uns beide regelwidrig abserviert!

ES: Weil wir uns auf die Terrasse gesetzt haben und nicht, wie gewöhnlich, in den Innenraum des Lokals.

SIE tritt auf

ER: zu SIE Das im Mittelpunkt ist das Leben und das Feuer darum, das bin ich.

ES: zu SIE Rette mich vor meinen entflammten Gedanken.

SIE: Reißen wir die Häuser ein, wir werden einen unwahrscheinlichen Sonnenuntergang sehen.

ER und ES: Reißen wir die anderen Häuser ein - wegen des Sonnenaufgangs.

SIE: Reißt nicht alle Häuser ein, wer weiß, was wir erblicken werden.

das Leben

ES: Stimmt es, dass du Bier magst?

SIE: In Berlin. An einem Nachmittag. Damals habe ich meine Eingeweide miteinander versöhnt.

ES: Warum bist du zurückgekehrt?

ER: Würdest du im Prinzip deine Krankheiten auf mich übertragen?

SIE: Du stellst bübische Fragen.

ER: Du verschweigst mir bübisch deine Antwort.

SIE: Ich habe sie nicht bis zum Letzten benutzt.

ES: Warum bist du zurückgekehrt?

SIE: Um euch vorzuschlagen, die Häuser einzureißen. In dieser Welt kommen die Häuser nach den Menschen. Lasst uns eine andere Welt aufbauen, in der die Häuser die Menschen erwarten und empfangen.

ES: Vorhin hast du ein wenig Angst bekommen und bist geflüchtet.

SIE: Oh, da hatte sich die Zeit in diese Richtung geneigt und nicht in jene und der kranke Mann aus dem dunklen Zimmer auf Malta war noch nicht gestorben zu ER Was hindert dich, es zu tun?

ER: Die Kultur der Häuser.

SIE: Und dich?

ES: Ich werde mein Schicksal vollends nutzen und zerstören.

ER: Du meinst also, wir sollen die Häuser einreißen.

ES: Eigentlich warteten wir, dass du uns bei deiner Rückkehr fragen würdest, wie spät es ist.

SIE: Ich? Aber ich weiß keine einzige Oper auswendig!

ES: Los, frag, wie spät es ist, und leg dich schlafen. Alles ist klar, er wird dich bumsen - ich spüre, wie sich das Leben verflüchtigt. Wie er dich anschaut, zu allem bereit. Was für ein stiller, gemeiner Scheißregen, der da über der Welt schwebt!

ER: Dein Hose ist bereits angetörnt.

SIE zu ER Was hast du während unserer Trennung empfunden?

ER: Eine langsame, schwere, warme Erektion aus Sand. Sie bahnte sich einen Weg in meinem Inneren, sie zerriss mich, sie spaltete mich asymmetrisch.

SIE: Und was hast du empfunden?

ES: Die Lösung. Die Lösung, die du aus Blicken, Gesten, Worten zubereitet hast. Die Lösung, in die du mich ungewollt gestürzt hast und in der mein Phallus die Harmonie begehrte. Ich freue mich, dass du zurückgekehrt bist, dass du erneut über uns gekommen bist.

SIE: Ich dachte mir, ich würde nur im Gedächtnis der Katzen haften bleiben.

ES: Decken wir uns alle drei auf und ziehen uns hinauf.

ER: Heben wir den Deckel und werfen wir einen Blick in die Neuordnung. Alter Kram. Und keine Spur von einem zusammengebrochenen Herrgott, der in Stößen von unten kommt.

SIE: Ich möchte, dass wir ihn rühmen.

ER: Mit heldenhaftem Leben oder heldenhaftem Tod? Ha, ha. Wer brütet in mir? Was wird er ausbrüten? Warum hat er mich nicht gefragt? Sicher war er zu faul dazu.

SIE: zu ER Urteilst du auch im Rauch des Regens genauso? Du beunruhigst mich wie ein vollbrachter Liebesakt.

ES: Was geht hier überhaupt vor? Im Angesicht deines Atems bin ich total machtlos. Wer benutzt mein Herz? All das versetzt mich in einen Rausch.

SIE: zu ES In dir machen sich irgendwelche Ängste breit? Ja?

ER: Ihr spielt mit den Hirnen wie Kinder. Das Gehirn ist noch nicht erfunden, aber es funktioniert schon seit langem, es produziert. Ich werde diese Stunde fest in meine Finger nehmen und ihr das Blut abpressen. Aber ich bin zu faul, meine Hand zu bewegen. Nur mein Hirn bewegt sich. zu SIE Bring die undankbare Schere her, damit ich dir deine Haare abschneiden kann.

ES: Die Elemente in dir, die Elemente in dir, mein Freund. Auch im schlimmsten Winter kann man Blumen auftreiben.

ER: Sie ist die Besitzerin eines Körpers, der mir gefällt, mein Freund.

das Leben

ER: Der Staat hasst mich!

ES: Das Haus hasst mich!

SIE: Mein Papa hasst mich!

das Leben

ER: Die Welt hat sich von mir distanziert. Die grandiose Faulheit zerreißt mir das Herz, das Gehirn, die Zukunft diagonal.

ES: Nester fliegen durch die Luft. Auf den Ästen hocken Spatzen und Raucher. Und die bewirkte Kälte spricht durch den Kopf der gähnenden, zerkratzten Parkbänke.

SIE: Ich werde den Himmel an der Erde festnageln, ich werde ihn festnageln, festnageln und zusehen, wie mein Papa wie ein Käfer aus einer Ritze hervorkriecht.

ER: Mit hochgeschlagenen Kragen schlucken die bösen, wahnsinnigen Ministerien Medikamente. Sie werden uns verschlucken, verschlucken, verschlucken.

SIE: Wie soll ich mein Leben neu schreiben?

ES: Der Garten verdunkelt sich wie ein zerfetzter Apfel.

ER: Bulgarien zuckt unter den Händen der tausendfüßigen Metzger.

das Leben

ES: Als du das Bier in Berlin trankst…

SIE: In welchem Berlin? Na! Ich betrachtete das Relief des Schaums. Nein, nein, ich habe auf dem San Marco Bier getrunken und gespürt, wie Venedig schwimmt.

ES: Hast du den Kanal voll - der Suff lässt dich gar nicht los. Hast du dort Bier oder Kaffee getrunken?

SIE: Eher Bier als Kaffee, aber es schwimmt mit Sicherheit. Die ganze Welt ist so gekrängt…

ER: Hier, auf dem Grund liegt Sofia. Nachts wächst die Entfernung zwischen mir und Sofia ins Bedrohliche. Dann spüre ich folgendes: Das überall vertriebene Leben macht hier Halt.

ES: Und wenn du das Blut dieser Stunde ausgepresst hast, was dann? Es hat sich mit deinem vermischt, na und? Deines hat es verschlungen, na und? Du hast es in dich selbst verwandelt, na und? Ihr habt euch in ein 75 Kilogramm schweres Sofia verwandelt mit Hoden an den Rippen, na und? Wir drei sitzen hier, na und? Du tust so, als bemerktest du es nicht - sie will mit dir schlafen. Was ist das Bedeutendste?

SIE: Ich bitte euch, ich kenne nicht einmal eure Namen.

ES: Sieh in die finstere Ecke - dort bist du.

SIE: Das stimmt nicht!

ES: Hier ist Sofia und nicht London.

SIE: Was ist das, London?

ES: Sieh nur, sieh in die Ecke - du bist dort. Auch ich bin dort. Es ist passiert.

ER: Ich möchte Klarheit schaffen. Ich kann nur von Sofia erzählen. London ist eine Insel und Inseln sind Festland, das man umfahren muss. Sofia ist die Flamme im Feuerzeug, merk dir meinen Tonfall.

SIE: zu ES Merkwürdig - wenn ich dich anschaue, fließt ein leckerer Schluck des Biers von dem vor dem Pergamon durch meine Eingeweide, dabei gefällst du mir gar nicht.

ES: Mach dir keine Sorgen, Opa weint um mich, weil das Haus mich hasst.

ER: Mich hasst der Staat, deshalb weint Mama um mich.

SIE: Mich hasst Papa, aber er weint um mich.

das Leben

SIE: Ich weiß nicht, ob ihr es bemerkt habt, dass ich kein "r" aussprechen kann.

ES: Du kannst es, du kannst es. Du kannst sogar deinen eigenen Vorfall haben.

ER: Dich zu beobachten ist toll. Du bist die Tiefe der Statue. Du befindest dich jenseits der Mauer.

ER: zu SIE In meinem Hirn wächst eine Faust, weil du der Landschaft ein gefährliches Image verleihst.

das Leben

SIE: Ich möchte, dass mich jemand umarmt, mich an sich drückt, wie man eine Katze oder ein Hündchen drückt.

ES: Du möchtest das gleichzeitig von uns beiden. Hast du nicht begriffen, was geschehen ist?

ER: Interessant, mein ganzes Leben lang hat niemand mich mit der Donau verglichen!

das Leben

ER: Wege, Milliarden Pfade, Landstraßen, Stadtstraßen, Autobahnen und keine einzige davon führt die Menschen irgendwohin. Fragmente, Fragmente, Fragmente und kein einziges absolut vollendetes Leben.

SIE: Und der Herrgott?

ES: Eine Täuschung.

ER: Eine Ausweglosigkeit, die prasselt.

SIE: Weil der hungrige Fluss stets seine Fische auffrisst. Etwas erschallt. Hört ihr es?

ER: Ich werde es nur hören, wenn ich mein Ohr an deines presse.

ES: Ein schwachsinniges Geräusch, das Läuten von Schickschnack an einem Kreuz.

ER: Alle menschlichen Götter sind in Lumpen gekleidet. Deshalb ist alles gerade so, wie es ist.

SIE: Und die geplatzten Wellen in den Ozeanen?

das Leben

ES: Ha, ha, ha! Meine Dachstube - eine Rasselbande aus Wolken. Und was noch - als bediene mich die Stube mit einer Fellatio. Denn was wohl - ein enges, düsteres Zimmer, aus dem ich morgens fliehe, ohne mich umzusehen, mit ausgesaugten Kräften. Deshalb schlafe ich im Sommer auf Parkbänken. Wer auch nur für einen Augenblick glücklich sein möchte, mag sich das aufschreiben. Ich diktiere: Miss den steilen Anstieg zum Himmel. Siehe, er weint, sein Körper löst sich in Tropfen auf.

das Leben

SIE: Die Vögel fliegen gemächlich nebeneinander her.

ER: Ich höre das Gefecht der Flügel mit der Luft. Wie kommt es, dass sie nicht zu faul dazu sind!

ES: Sie beschmutzen meine Bänke. Wegen der beschmutzten Bänke beginne ich, meinen Vater, meine Mutter, meine Geschwister zu hassen. Meine Herkunft zu hassen. Den Tod der anderen zu wollen, die Einsamkeit zu spüren, vor Träumen erschöpft zu sein, in die Luft einzutreten und aus ihr herauszutreten.

das Leben

SIE: Sehr die Wolke, sie schmiegt sich wie eine Sauerstoffmaske an die Erde.

ER: Das Leben hier ist dritter Klasse. Was ist das in deiner Hosentasche?

ES: Ein Detonator. Ein eingeschlummerter Detonator. Wie hat er sich wohl vor den Spinnweben schützen können? Ich bin mein Opa, nur verdichtet, verkleinert, schwerer. Eine unsichere Zeit. Ich möchte meinen Platz wechseln, nur mit welchem? Ich möchte mich verlassen, aber ich durchsteche mich nur.

ER: Erkenne deine Bedeutungslosigkeit. Ich habe meine erkannt. Aber was soll ich mit meiner Kraft anfangen?

SIE: Eine Parade der Visionen.

ES: Er kann deine Parade nicht ausführen. Ich kann es auch darum nicht, weil Pergamon zwischen uns steht.

SIE: Hast du schon einmal gehört, wie das Gras kriecht?

ER: Ja, mach dir keine Sorgen, wieso unterbrichst du mich? Ich glaubte, dass du einen wichtigen Gedanken von mir abgesprengt hast, und siehst du - ich gähne, ich bin ein Riss, ich schwanke, ich bin eine Luxation, wer wird die Dunkelheit in mir mit Licht erfüllen?

ES: Die Luxation?

ER: Die etwas von mir verschüttet hat.

ES: Nur in der Dunkelheit werde ich mir meiner bewusst. Die Dunkelheit ist sexy. Und was werden wir beide tun?

SIE: Ich wollte nur hier auf der Terrasse einen Kaffe trinken und habe mich zu ihm gesetzt, dann bist du gekommen… Ja, Papa hat Recht, die Ungerechtigkeit ist überall.

ER: Es gelingt mir kaum, die Rebellionen in mir zum Schweigen zu bringen.

ES: Auch ich wäre eifersüchtig. Sie beginnt, mir zu gefallen.

SIE: Mein Herz trommelt. Ich will es euch wie Freunden beichten - jede Nacht träume ich dasselbe Glas, dasselbe Bier, denselben Ausflugsdampfer, dasselbe Wasser im Kanal und mit dem Augenwinkel sehe und spüre ich links das Pergamon-Museum. Es ist stabil, es suggeriert mir Unsterblichkeit.

ER: Du hast dich eine Sekunde vor dem Niedergang neben mich gesetzt!

SIE: Weil ich für einen Augenblick Schmerzen für dich empfand - du erwartetest etwas mit Donnergrollen.

ER: Da hast du mich nicht richtig verstanden.

SIE: Und die eingetrocknete Pose deines Körpers?

ER: Siehst du, das ist schon wieder ein Fehlurteil. Das war nicht mein Körper, das waren meine Klamotten, zerfetzt von der Strohmatte, auf der ich… nein, von der Spitzendecke, auf der ich… nein, von der stacheligen Weste, auf der ich… alle Mädchen auszog, die zu mir kamen und in verschmierten Räumen versanken. Ich versichere dir, alle diese Räume sind verglüht. Eröffnen wir das Festival unserer Gefühle!

das Leben

SIE: Hört ihr die brausende Stille? Die Stille besteht aus Eisen und das Eisen ist mit dem Eis verwandt. Ich bin von der Spitze des Eiffelturms gerutscht und habe einen Schreck bekommen, denn, wie Papa sagt, die Menschen lügen, wenn sie behaupten, sie würden sterben, falls ihr Hund oder ihre Katze sterben sollte. Man hat mich beschwatzt, die Höhe zu suchen, indem ich den Eiffelturm besteige. Warum lacht ihr?

ES: Also weißt du, warum wir wohl lachen!

ER: Ich werde dir die Antwort brieflich geben. Dort wird stehen: "Der Eiffelturm ist eine verbale Gewohnheit." Du wirst die Sinnlosigkeit nicht verstehen, du bist den Worten nie auf den Grund gegangen. Du bist das Lächeln an der Ecke, ein kleines weißes Bonbon.

SIE: Als ich den Eiffelturm auf dem Eis herabrutschte, hat mir jemand seine Visitenkarte gegeben. Darauf stand "Berlin". Da bin ich hergefahren.

ES: Verschone ihn, du solltest seine Sphäre betreten.

SIE: Bis dahin wusste ich nicht, dass sich meine Rippen vor Begeisterung zuspitzen können, dass ich es liebe zu sehen, wie das Bier im durchsichtigen Glas redselig beruhigt, wie es sanft die Form des Glases annimmt, wie sich das Glas mit Selbstwertgefühl füllt, wie es nicht auf Deutsch, nicht auf Bulgarisch, sondern in einer rein menschlichen Sprache "Aaach!" sagt.

ES: Hör auf, das tötet ihn.

SIE: "… aaach!…"

ER: Und es kamen in Scharen Erobererblicke, Eroberergesten?

SIE: Und mit ihnen kamen die Farben aus dem Museum: blaulila, orangerosa, rotbraunrötlich, gelbgrün, blaugrün, dunkelgrün, dunkellila…

ES: Hast du dich deshalb an seinen Tisch gesetzt, weil er jenem ähnlich sieht?

SIE: Welchem jenen?

ES: Dem Deutschen.

SIE: Er ist Deutscher gewesen? Nein, nein, du irrst dich. Er war einfach durch Territorien gezogen und saß im Schritt zwischen meinen Fußknöcheln und der Raum wurde immer kleiner, er schrumpfte, schrumpfte, schrumpfte zu einem mikroskopischen Pergamon zusammen, einen Augenblick später folgte die Weltexplosion… Die Erde begann, sich um sich zu drehen, der Rand der Sonnenscheibe schürfte meinen Bauch von innen ab… Die einbeinige Rose drang in mich ein und nicht ich atmete, sondern die Erde. Er hatte den Tunnel in mir gefunden und erschloss ihn auf seine eigene Weise, die auch meine Weise ist.

ES: Am besten, ihr steigt in die Unterführung hinab und bumst euch ordentlich hinter den Zeitungskiosk. Wenn ich solche Bekenntnisse von Frauen höre, werde ich schwul. Ich werde auf euch warten.

ER: Ich kann die Struktur dieses Augenblicks nicht erfassen. Mein Magnetfeld ist zu schwach. Weil der Raum eine Pornographie ist.

ES: Geht hinunter. Sie ist ein Paket. Öffne dieses Paket. Lerne es, das Märchen von der Liebe nicht mit Pikanterien zu überfrachten!

SIE: Entschuldige, aber warum beneidest du uns?

ES: Einen Moment, bis der Wind vorbei ist. Gut, ich trete euch alle meine Parkbänke ab.

SIE: Oh, wer wird mich auf Händen zu ihnen tragen?

das Leben

ES: Wir müssen reden.

ER: Das hat keinen Sinn.

ES: Wir müssen! Wir müssen!

ER: Schlag ein Thema vor.

ES: Sie ist an meinem Herzen vorbeigezogen! Richte sie auf mich. Du hast keine Geschichte deiner Liebe. Du bis vor lauter Affären tot. Ich lebe immer noch.

ER: Wir hatten vereinbart, dass du in dieser Nacht der Schwule sein wirst.

ES: Ich habe sie dir geschickt! Ich habe ihr den Tisch gezeigt, ich habe ihr gesagt, dass sie frei ist. Du weißt doch, in solchen Fällen ist es am schwierigsten, sie an den Tisch zu bekommen. Und dass sie sich von selbst an ihn setzt.

ER: Sie hat sich an ihn gesetzt, weil gerade ich hier saß.

ES: Weil sie wusste, dass ich mich einen Augenblick später neben sie setzen werde. Sie leuchtet, die Intuition ist offen für unsere Liebe.

ER: Irrtum.

das Leben

SIE: Kann ich meine Meinung zu eurem Streit sagen?

ER und ES: Du sei still!

SIE: Ich will eure Freundschaft nicht zerstören - tauscht mich gegen eine andere aus.

ER und ES: Gegen eine andere?! Dich gegen eine andere?!

ES: zu SIE Setz dich!

ER: zu SIE Setz dich, am liebsten würde ich dir eine runterhauen, wenn ich nicht zu faul dazu wäre. Du ungezogenes, unsensibles Wesen! Ich sterbe und sie will sich aus dem Staub machen!

ES: Ich werde bald auf deinen Freund schießen, danach werde ich mich ihretwegen umbringen und sie!.. Hör mal, du Schlampe, weißt du überhaupt, was für eine du bist! Die hier hat nicht die geringste Vorstellung, was sie mir bedeutet! Hör mal gut zu, du Schlampe, schon als ich dich erblickte, habe ich dich erkannt, du Biest! Sieh mich nicht so an, sieh mich nicht so an. Du bist alles für mich, he, alles! Diese ganze beschissene Welt, die man sieht oder nicht sehen kann, ist mir ohne dich keinen Groschen mehr wert! Weißt du denn, was für Augen du hast, he? Und dieses Röckchen, das du trägst, dieses Röckchen! Die Zivilisation hat Jahrhunderte gebraucht, um den Stoff dafür zu weben, die Schneiderin, um ihn zu nähen, die Verkäuferin, um ihn dir zu verkaufen, damit du es mir zeigen kannst, du, du und keine andere jetzt und hier!

ER: Das sind meine Worte.

ES: zu SIE Ich gebe zu, dass ich ihn jeden Moment ermorden und mich dann umbringen werde, und das alles deinetwegen.

ER: zu SIE  Als du mir sagtest, dass ich Selbstgespräche führe, hast du mir eigentlich etwas anderes gesagt. Du wirst also schön hier bleiben, denn du kannst dir nicht im Geringsten vorstellen, wozu ich für dich im Stande bin, denn du bist es, du bist es! Schau, du Universum, schau dir ihre Finger an! Und du willst dich verflüchtigen!

ES: Vergiss jeden Fluchtversuch!

ER: Vor mir!

ES: Und vor mir!

SIE: Ich schraube den Mond ab!

ER: Schluuuss!

ES: Schluss, Schluss!

SIE: Ich schraube den Mond an.

ER: Schluss, ich habe dich entdeckt!

ES: Ich habe dich entdeckt!

ER: Ich habe dich entdeckt!

ES: Ich bin dir begegnet, ich bin dir begegnet!

SIE: Der Mond zieht vorbei wie ein Fisch mit aufgedunsenem Körper.

ER: Weißt du, seit wann ich auf dich warte? Meine Lenden hat man ausgesaugt…

ES: Mein Hirn hat man ausgesaugt!.. Man hat es meiner Lebensgeschichte entrissen.

ER: Meine Zunge hat man ausgesaugt, mein Rückgrat hat man ausgesaugt!.. Bodenlose, mörderische Orgasmen!

ES: Und du hast in dieser Zeit…

ER: Und du hast in dieser Zeit Europa bereist und herumgebumst!

ES: Du bumst dich durch die Welt!

ER: Und ich sterbe vor Orgasmen!

ES: Stopp. Übertreibst du nicht? Als wir die beiden Chinesinnen in einem Bett bumsten, warst du großartig, ich und meine hörten auf, um euch zuzusehen. Du warst glücklich. Du warst richtig glücklich!

ER: Neiiin! Nein! Ich war unglücklich!

ES: Aber ich habe dich vor drei Stunden nur mit Mühe aus dem Bett der Negerin gezogen, um dich hierher zu bringen. Du hast mich sogar hinausgejagt und mich vor der Tür warten lassen, weil du noch nicht gekommen warst.

ER: Ich hatte mich im Labyrinth eines inerten Orgasmus verirrt. zu SIE Und so schmutzig, ohne nach der Negerin geduscht zu haben, stehe ich nun vor dir und sage dir: Ich liebe dich! Ich liebe dich schmutzig, mit einem von der Negerin erschöpften Rückgrat!

ES: Das erschöpfte Rückgrat ist mein Rückgrat!

ER: Das wie ein Bogen gespannte Rückgrat mit dem eingelegten Pfeil, das bin ich.

ES: Dein aufblasbarer Schwanz, deine aufblasbare Liebe.

ER: zu SIE Komm in mein unterjochtes Bett, das in einem Vorort von Sofia zusammengezimmert wurde und sich nun hier im Wanst von Sofia befindet, unterjoche es ebenfalls.

ES Lebe wohl, mein Freund! Und denk daran, sie gehört mir! Erinnere dich daran, wir sind am Leben geblieben, ihr zum Trotz! will gehen

SIE: Wohin willst du? Wohin willst du? Komm zurück!

ES: Immer mit der Ruhe, ich gehe kotzen. kommt zurück Ich gehe, um die Häuser einzureißen! ab

SIE: Komm zurüüück! folgt ihm hinaus

das Leben

ER: Ich bewahre in mir Dutzende Jahre der Zeit auf. Ich bin ein gut konzipiertes, aber schlecht ausgedrucktes Geschichtsbuch. Man hat mich nicht in andere Sprachen übersetzt, weil niemand meine Sprache versteht. Ich bin Bulgare. Ich höre die Trompeten der Wolken und denke an die defekten Bibeln in den Hotelzimmern. Ich bin die letzte Identifikation der sozialen Explosion und streichele den nackten Bauch Indiens. Ich bin neu geordnet, weil Mohammed sechs Jahrhunderte nach Jesus Christus geboren wurde. Aber so richtig spüre ich nur die Lava hinter meinem Schambein. Und so richtig kann ich nur die Lava verfolgen, die durch meinen Phallus fließt. Ich lebe in Harmonie mit mir selbst wie die Städte mit ihren alten Friedhöfen. Ich lausche den Gasen in den Därmen der Mädchen und höre nicht den lyrischen Text, der aus ihren Mündern sprudelt. Ich nehme ihre Gesichter in die Hand, aber ihre Küsse riechen nach faulen Eiern. Ich trinke Bier mit Freunden, mit Frauen in Sofia, bei Sofia, mitten drin in den Venen und Kanälen Sofias. Ich pinkele Bier in den Abort, an den Stamm eines gerade gewachsenen Baumes, an eine Hausmauer, in die Räder der Armeefahrzeuge. Ich bin die Ausgeburt der zusammengerafften Richtungen, die in meinem Bauchnabel vereint sind. Das Essen, das mich gemacht hat, die Filme, die Bilder, die Orchester, die mich gemacht haben, sind nicht das Essen, die Filme, die Bilder, die Orchester, die den Menschen in den kommenden Jahrhunderten gefallen werden. Meine Lenden sind ein Blasebalg für den aufblasbaren Schwanz, das aufblasbare Lachen, das aufblasbare Geheul. Ich bin zusammengeschrumpft!

SIE tritt auf

SIE: Wir werden heiraten.

ER: Du willst ihm die Bücher bringen? Du willst zu spät zur Arbeit kommen? Du willst mit einem zerkratzten Kinn von seinem Dreitagebart herumlaufen? Mit blutenden Lippen, einer blutenden Zunge, einem blutenden Gaumen? Du willst Schmerzen ertragen? Du willst eine gerötete, geschwollene, durchgescheuerte Vagina haben?

SIE: Ich will einen Vater für mein Kind.

ER: Du hast ein Kind?

SIE: Ich bin schwanger.

ER: Wie habt ihr das in so kurzer Zeit zustandegebracht?

SIE: Eigentlich ist es mir nicht gelungen, ihn einzuholen. Als ich ihm hinterherlief, fluchte er. Ich hielt an, um zu husten, er kam von Osten und als er sich herabbeugte, verdeckte er die Sonne. Aber ich wusste, dass die Sonne genau hinter ihm steht!

ER: Oh, die Sonne? Du hast auf die Sonne geachtet?

SIE: Bis dahin hatte ich nur von der Sonne gehört und wusste überhaupt nicht, dass mir das passieren kann.

ER: Und er?

SIE: Er blieb stehen, um mich ein, zwei Augenblicke, ein Jahr, ein Jahrhundert zu betrachten, und ging dann weiter.

ER: Und du?

SIE: Ich bin gekommen, dich zu fragen, ob ich mein Kind bei dir zur Welt bringen kann.

ER: Ich wollte, dass das mein Kind ist.

SIE: Das wird es auch sein.

ER: Aber es ist doch sein Kind.

SIE: Warum?

ER: Dann ist es das Kind des Deutschen.

SIE: Warum?

ER: Es ist also die Frucht wahlloser sexueller Kontakte?

SIE: Niemand versteht mich.

ER: Du hast es in vitro empfangen?

SIE: Warum willst du es nicht begreifen! Ich befinde mich in der ersten Hälfte.

ER: Der ersten Hälfte wovon? Des Kindes? Das heißt, du bist jetzt nur von dir selbst schwanger?

SIE: Genau. Und ich möchte mein Kind mit ihm formen.

ER: Warum mit ihm und nicht mit mir?

SIE: Darf ich eine Zigarette anzünden? Ich habe einen Satz Bettwäsche gekauft.

das Leben

SIE: Schluss mit meinen Dutzenden letzten Tagen. Schluss mit den wallenden Gardinen, hinter denen ich weine. Schluss mit den Nashörnern in meinem Schoß. Schluss mit den Rissen in meinen Träumen. Schluss mit den Bildern von Picasso.

ER: Du möchtest, dass seine Geschlechtsorgane deine streicheln? Dass ihr eure Körper aneinander drückt, um daraus einen neuen Körper mit vier Armen, vier Augen, vier Beinen zu machen? Weißt du denn nicht, dass das unmöglich ist? Das ist eine Illusion, ein Trugbild.

SIE: Schluss mit der krassen Nullstunde um Mitternacht, die Stücke aus meinem Leben ausschneidet, sie irgendwo hinwirft und mich mit meinem Körper allein lässt.

ER: Schluss mit der Bierindustrie?

SIE: Gut, ich gebe mich geschlagen, ich habe die Schere mitgebracht - schneide!

ER: Und er?

SIE: Er wird die Mauern einreißen und Zelte aufspannen.

ER: Und du?

SIE: Ich werde mich in deine Arme kuscheln und ihm helfen.

ER: Und ich?

SIE: Du wirst die Nacht über uns kommen lassen. Du wirst die Aufgaben lösen.

ER: Das wird mir nicht gelingen. Weil du lügst. Du hast uns beide belogen, du sagtest, du könntest kein "r" aussprechen.

SIE: Hast du eine Vorstellung davon, wie ich hierher gekommen bin?

ER: Und du, weißt du, dass die Planeten und Sterne kein Tattoo am Himmel sind? Weißt du, dass du deine Worte wie ein halbvolles Glas Bier schaukelst und ausschüttest?

SIE: Du versuchst, das Geschehene rückgängig zu machen? Du willst mein Leben vor dir bagatellisieren? Du musst aber wissen, dass Pergamon für mich kein Foto aus einem Reiseprospekt ist. Und dein Jugendfreund trägt einen Detonator mit sich, den er sich an den Leib geklebt hat. Doch in seinem Leib ist die andere Hälfte meines Kindes. Aber in seinem Leib ist auch ein Teil von dir - du hast dich von ihm aufsaugen lassen und du weißt, dass du dort bist.

ER: Ist Pergamon echt?

SIE: Selbstverständlich. Das einzig Echte in dieser Welt sind die Museen. Sie sind Delfine, lächelnde Delfine.

ER: Irrst du dich da nicht?

SIE: Der Kranz des Mondes lebt in den Fenstern der Frauen.

ER: Ich werde die Dinge ganz klar formulieren. Als ich dich erblickte, gestattete ich es dem Bild, mein Herz zu benutzen. Natürlich ist das jetzt Vergangenheit. Jetzt schränke ich deine Invasionen ein, weil ich etwas begriffen habe: Ich stehe nicht mehr auf der Liste der Glücklichen. Er auch. Aber ich bin jetzt endlich frei, trotz der Teile meines Körpers, die hier und da verstreut sind. Komm. Ich werde mit meinem Phallus eintauchen, ich werde in dir schwimmen und du wirst benommen über das Kopfkissen springen wie das Bier, das zwischen den Magenwänden herumspringt. SIE zieht ihre Bluse aus Nimm den ganzen Putz ab. SIE ist nackt Lass den Strahl aus deinen Achselhöhlen fließen… Schenke meinen grimmigen Handflächen keine Aufmerksamkeit… Merkst du, wie dein Körper sich verändert?.. Wie die Masse zwischen deinen Beinen wächst?.. Wie sich deine Gewohnheiten im Nichts auflösen?… Verkaufe deine Seufzer schmählich… Rechtfertige dein ungerechtes Fleisch. Begreifst du, begreifst du, dass es kein Kind gibt?.. Dass nur du da bist?.. Erzähl mit von deinen Fehlern… Eine Hawaii-Insel umkreist uns… Die Lokale betasten uns… Das Lokal ist schon seit langem geschlossen … Vergiss alle Schuldgefühle… Das, was wir tun, ist Mord… Er wird vor uns sterben und uns so bestrafen.

SIE: Auf der Halbinsel regnet es. Es regnet auf dem ganzen Kontinent… Pergamon wurde vom Regen verschlungen…

ER: Rechtfertige dich nicht, du bist an deinem Glück nicht Schuld! Nach uns wird es keine Kinder geben!

SIE: Versprich mir, dass du niemandem sagst, was zwischen uns geschehen ist.

ER: Er weiß es. Er hat uns die ganze Zeit zugesehen.

SIE: Er ist fort.

ER: Aus der Ferne erkennt man unsere Geschichte am besten.

das Leben

ES: Es hat es getan, wie er es mit der Chinesin, der Negerin, den anderen getan hat…

ER: Kümmere dich um sie, meine Hände haben sie zermalmt. Du bist mir kein Rivale mehr.

das Leben

ES: Warum kann ich seit meiner Kindheit das Eigelb nicht finden, wenn ich ein gekochtes Ei schäle und beginne, es zu essen?

ER: Stachele dich nicht gegen mich auf, wie sind ihre Opfer!

ES: Der Wellenbrecher zischen dir und mir…

ER: Ein Wellenbrecher aus Stroh!

ES: Ihre toten Kätzchen. Sie hat sich nicht um sie gekümmert, dabei hätte sie es gekonnt. Ihre Unachtsamkeit, ihr Standpunkt, sie könnten sich auch selbst um sich kümmern… Und sie goss immer wieder kalte Milch in ihr kleines Schälchen. Sie traten hinein, ihre Bäuchlein und Zitzen wurden nass, am nächsten Tag starben sie dann, sie starben endlos…

SIE: Aber ich habe um sie geweint!

ER: Und ihre Mutter, die alte Katze, rannte zur gleichen Zeit über die Dächer der Häuser und schmiegte ihren Körper an die Schornsteine, gefolgt von einem Kater, der sie mit steifem Nacken anstarrte …

SIE: Aber ich streichelte ihre toten Leiber, ich tat sie in die schönsten Plastiktüten und warf sie in den Müllcontainer. Manchmal kamen die Müllmänner zwei, drei Tage nicht, um die Container zu leeren, da ging ich zu ihnen und litt, ich litt, weil ich wusste, dass sie dort drin liegen.

ER: Ich befinde mich in der gleichen Situation. Man hat mir gesagt: Erstelle unverzüglich ein Konzept für die Entwicklung Bulgariens, in einer Viertelstunde hat es auf meinem Schreibtisch zu liegen!.. Damals begriff ich, dass ich das Leben umstoßen muss, welches nur so tat, als verteidige es mich vor der Welt, vor der Sinnlosigkeit, aber ich konnte mich nicht dazu aufraffen.

ES: Ich habe die Bedeutung der großen Worte nicht erfasst. Wenn jemand Schachteln, Kisten öffnet, erwarte ich stets, dass der Inhalt für mich bestimmt ist. Wenn ich an einem fremden Ort bin und das Telefon klingelt, glaube ich stets, dass man mich sprechen will. Danach fluche ich dann und umarme die Parkbänke. Diese unglückseligen, schwachen Flüche, wer wird ihre krächzenden Stimmen auffrischen, die unter den Fundamenten der Häuser vergraben sind! So habe ich erkannt, dass ich alles niederreißen muss, um mich zu befreien, inmitten der massiven Leere.

SIE: Seht, ein Bienenschwarm stößt an den Himmel.

ER: Das ist der Nutzen der Panoramaterrassen. Lasst sehen.

SIE: Jemand hat die ganze Stadt eingerissen.

ER: Ohne dass wir etwas gehört haben? Wie hat er das getan?

ES: Ich habe mit meiner Schulter gegen eine einzige Mauer gedrückt. Eine zerbrechliche Welt.

ER: Eine hohle Welt.

ES: Eine alte, abgewirtschaftete Welt.

ER: Nur dieses Panoramacafé hat überlebt.

das Leben

ES: zieht eine Pistole In die Brust oder in den Rücken?

ER: Das ist mir egal. Einen Moment. zieht seine Pistole und übergibt sie an SIE Mein Hochzeitsgeschenk.

SIE: Ich habe so etwas selbst. zieht ihre Pistole

ER: zu ES Zögere nicht. Du hast es versprochen. Schieße.

ES: Willst du dich nicht wehren?

ER: Ich bin müde. Ich habe keine Lust. Drück ab. Suche nach dem Sinn des Abdrückens, du bist jünger als ich! Mein ganzes Leben lang habe ich vermutet, dass der Sinn gerade darin liegt, im Abzug und im Lauf, der mich anblickt. Pause Ich beneide dich, dass du die Kraft hast, dich mit solchem Unsinn zu befassen: die Welt zu verändern! Los. Oh, wie sehr du alles hinauszögerst! Los! Schieße! Ich bin zu faul, dich zu bitten!.. Ich bin zu faul… Ich bin zu faul… Los, eine kleine, winzig keine Anstrengung des Fingers auf dem Abzug.

ES: zu ER Ich liebe dich.

ER: zu ES Ich liebe dich.

ES: Werde ich ohne dich leben können, mein Freund? legt seine Pistole auf den Tisch

ER: Auch ich würde nicht ohne dich leben können, mein Freund. legt seine Pistole auf den Tisch

SIE: Ich könnte euch helfen, im Sinne von euch auseinanderbringen, ich könnte das Blut von euren Nasen abwischen, aber das ist weit entfernt von meinen Vorstellungen von, von, von… legt ihre Pistole auf den Tisch

das Leben

ER: Während sie in Berlin ihr Bier bestellte, es in Venedig auspinkelte und aus London anrief, um mitzuteilen, dass Moskau alle seine Kirchen aufgeschlossen hat, war ich hier, hier und mich erfasste eine mörderische Müdigkeit. Du weißt es, du kennst meine Müdigkeit, mein Freund, deshalb liebe ich dich.

ES: Und ich fütterte Opa und versuchte, mir selbst einen Sinn zu geben.

SIE: Ich suchte in der Welt nach Papa, um ihm zu sagen, dass ich ihm die fünfte Hochzeit verzeihe. Nein, nein, um ihm zu zeigen, dass ich die Pistole für ihn geladen habe. Um seinen Verrat zu bestrafen. Damals leckte scheinbar mein ganzer Körper einen Batzen Salz.

ER: Genau damals starb Mama langsam und qualvoll in meinen Armen, weil auch der Tod sehr faul ist. Weil jemand aus den vielen Ideen für unsere Welt gerade diese Variante, die falsche, ausgewählt hat!

ES: Ich habe mir stets Waffen gekauft, damit sie nicht jemand kaufen kann, der mit ihnen töten wird. Ja, ich bin der unangemessenste, weil ich der wahrhaftigste bin. Ich liebe euch.

das Leben

ER: Was ist das Schöne an dem Volk, dem ich entstamme? Dass es über die Krankheiten spottet, bevor es an ihnen stirbt?

SIE: Nimm Flüssigkeiten auf, nimm Flüssigkeiten auf, ruft Pergamon der Erde zu und aus dem Himmel gießt es.

ES: Ihr und ich sind eine Begegnung dreier Winde. Wir konnten uns nicht einmal dafür rächen, dass man uns rein zufällig hierher, in diese Welt vorgeladen hat.

ER: Das personelle Leben winselt monogam, homosexuell.

SIE: Die obdachlose heterogene Freiheit dreht sich im Kreis.

ER: Der Mensch zerreißt sich in Worte und versinkt zerrissen bisexuell. Oh, Mama!

SIE: Oh, Papa!

ES: Oh, Opa!

das Leben

ER: Mein ganzes Leben lang hasst mich der Staat, aber ich lebe trotzdem!

ES: Das Haus, das Haus hasst mich!

SIE: Mein Papa hasst mich!

das Leben

ES: Man gibt uns ein Zeichen, wir sollen zahlen. Man wird das Lokal schließen. Man wird den Fußboden wischen.

SIE: Und mein Kind? Es wird mit einem Arm, einem Bein, einem Auge, einem halben Herzen in mir bleiben…

ES: Drei Tassen Kaffee, drei Bier, drei Zigaretten.

ER: Glaub ihm nicht, er ist nichts weiter als Akustik. Ich habe es gesehen, die Welt ist zerstört. Es gibt keine Welt, der wir zahlen könnten.

ES: Du irrst dich. Ein par Leute verließen ein Café und begannen, die Häuser einzureißen. Zwei Männer und eine Frau. Sie schrieen, sie wollten die Welt verändern, und drückten fest mit den Händen, bis sie alles eingerissen hatten. Dann kehrten sie zurück und rauchten ihre Zigaretten auf, dabei erstanden die Häuser wieder.

ER: Ich habe eine Frage.

ES: Das ist überflüssig. Im Bistro gegenüber schreien zwei Männer und eine Frau, dass sie die Welt verändern wollen.

SIE: Borge mir eine Umarmung. Umarme mich. Wenn du sie brauchst, werde ich sie dir zurückgeben.

ES: Dazu ist es zu spät. Tut mir leid. Ich habe keine mehr.

ER: Meine sind ebenfalls alle.

SIE: Bestellt mir ein Bier.

ES: Es ist spät. Man macht zu.

SIE: Wer wird mich begleiten?

ER und ES: Es ist spät. Nimm dir ein Taxi.

SIE: Darf ich anfangen zu weinen?

ES: Wir haben keine Zeit, man wirft uns hinaus, man macht zu, es ist spät.

SIE: Soll ich euch meine Adresse hinterlassen? Mein Telefon? Meinen Piepser? Warum schweigt ihr? Ihr liebt mich doch, oder?

ER: Niemand behauptet das Gegenteil.

SIE: Würdet ihr mir bitte die Adresse sagen, wo ich wohne, weil ich jetzt gehen werde?

ER und ES: Eingang A, dritter Stock.

SIE: Und wie heiße ich?

ER und ES: Namen können wir uns nicht merken. Jetzt schlagen sie auch die Vögel und die Bienen ebenfalls.

SIE: Haltet mich auf, ich will gehen. Haltet mich auf. Haltet mich auf, denn was ist die Liebe? Die Liebe bedeutet zu leiden. Da, mein Kind muss leiden. Haltet mich auf!

ER und ES: Bleib.

SIE: Danke. Lebt wohl! ab

das Leben

ES: Sie hat den Detonator gestohlen.

ER: Ich habe es gesehen. Ich war zu faul, sie aufzufordern, ihn dir zurückzugeben.

ER: Was werden wir morgen tun?

ES: Ich schlage vor, nach der Arbeit wieder hier, zur gleichen Zeit. Sollte ich nicht da sein, warte nicht auf mich - dann kann ich dir also das, was du mit ihr getan hast, nicht verzeihen.

das Leben

ER: Sie wird morgen wieder mit nackten Augen herkommen.

ES: Ich weiß. Deinetwegen.

ER: Nein, deinetwegen.

ES: Deinetwegen.

ER: Deinetwegen.

ES: Deinetwegen

ER: Deinetwegen.

ES: Ja, meinetwegen.

ER: Meinetwegen.

ES: Sie reißt Häuser ein, bahnt sich einen Weg, kehrt zurück, sie kommt.

ER: Wie kommt es nur, dass sie nich zu faul dazu ist? Das Leben ist ein Einzelfall, aber sie hat mir alle Leben in Erinnerung gerufen.

ES: Ich, du, sie und der Detonator - die vollkommene Figur!

ER: Absoluter Unsinn. Wir haben den BESUCH vorbereitet.

SIE tritt auf

SIE: Ich bin die Kreuzung zwischen Leben und Tod. Ich höre das knurrende halbe Herz meines Kindes. Ich bin die Schwester dieser Terrasse. Ich bin das bewusste Leben der Elektrizität, die euch leuchtet. Ich bin vollauf autobiographisch. Ich bin die, die die Weide in Papier einpackt und sie in der Jackentasche mit sich trägt. Ich besitze das Privileg, ungerecht zu sein, weil ich schwanger bin.

Nur mit diesen Händen, mit diesen Händen muss ich alles anfassen und einpacken… mit diesen Händen… nur mit diesen Händen … Ein Glas Bier bitte, ein Pergamon-Museum und viel, viel Musik. Spielt auf, ihr Bläschen im Bier, ihr Bläschen in den Augen der Menschen, der Fische, der Bienen, der Vögel, ihr seid die wahre Musik, weil ihr Bescheid wisst! Ich habe die Wette mit mir gewonnen - alle beide habt ihr euch in mich verliebt! hält den Detonator hoch Oh, der fabelhafte Mensch in der unsicheren Zeit! Oh, du Pergamon, hochfahrend und unsterblich inmitten der unsicheren Welt! Der BESUCH kommt über die Schräge meiner Handflächen… Wie soll ich ihn aufhalten… Wie soll ich ihn aufhalten… Wie soll ich ihn aufhalten …

das Leben; SIE hält den Detonator hoch

ES: Der Mensch ist ein nicht zu Ende gesprochenes Wort. Jemand hat sich gewünscht, es sich nicht ganz anzuhören.

SIE: In unsere Herzen strömt schmutziges Blut. Hört das Knacken in euren Herzen.

ER: Dieser Staat ist uns gegeben, dieser Planet ist uns gegeben oder sind wir dem Staat, dem Planeten gegeben?

das Leben; SIE hält den Detonator in der Hand

ES: Opa blickt mit zwei weißen Steinen auf mich. Ich weine um meine versteinerten Vorfahren. Zwischen dem Himmel und der Erde trifft der einäugige Wirbelsturm ein.

ER: Wir sind Menschen, über die das Leben gekommen ist.

SIE: Warte auf uns, Pergamon, wir werden fortgehen, um die Unendlichkeit auszumessen!

 

Ende

 

Aus dem Bulgarischen von © Barbara Müller. Alle Rechte vorbehalten!

 


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